Tag 1 – Abreise, letztes Einladen von Gepäck und los!

Wenn die Eltern ein tolles Carepaket packen 😍

Am 19.05.2022 fahren wir am Vormittag los zum Verein. Das letzte Gepäck steht bereit – und es ist mehr, als wir gehofft hatten. Unsere Vorstellung war: Alles ist an Bord- Kleidung, Spielzeug, Lebensmittel (für die ersten Tage und Wochen). Naja, Paul hatte die letzten Tage vieles geschleppt, um es an Bord zu bringen. Die Proviantierung für 3 Monate ist tatsächlich schon etwas anders als für 3 Wochen wie sonst. Und das Ziel dieser Reise ist auch etwas anders, wenn auch schon länger geplant gewesen: Es soll ja in die ostschwedischen Schären gehen. So bei Stockholm, unser Gedanke. Da waren wir noch nie, Bornholm und die „Dänische Südsee“ sind die bisher nördlichsten Ziele für uns gewesen. Nun also weiter nach Norden- die Zeit haben wir, dank geplanter Elternzeit mit unserem neuem und damit 3. Crewmitglied, unserem kleinem Krümel.

Aber wie ist die Lage vor Ort? Ortschaften gibt es, Städte auch immer wieder… Aber wie oft haben wir überhaupt Lust auf die Zivilisation? Das lässt sich kaum planen, da wir es vor Ort entscheiden werden. Diese Frage beeinflusst aber auch, wie oft wir Wäsche waschen können (also lieber ein paar Teile mehr einpacken), wie oft wir eine Tankstelle sehen (die Kanister sind für alle Fälle weiterhin an Bord), die Klappräder machen einem Beiboot in Form eines Schlauchbootes Platz (damit sind wir nicht an Häfen oder Stege gebunden, sondern können auch ankern und dennoch an Land fahren- Fahrradfahren geht mit Baby nun eh nicht mehr so einfach).

Überhaupt stecken uns die letzten Wochen und Monate in den Knochen. Wie muss es erst sein, wenn man 6 oder 12 Monate weg ist? Seit dem Jahreswechsel arbeitet Paul am Schiff, da noch an Land im Winterlager. Zum Glück gibt’s eine Heizung, sodass auch das Arbeiten im Schiff erträglich ist im tiefsten Winter. Das heißt ganz konkret, 2 oder 3 Mal pro Woche, manchmal sogar häufiger, fährt er nach Feierabend hin und arbeitet noch ein paar Stunden daran, kommt abends wieder und hofft, dass er dem Krümel noch „Gute Nacht“ sagen kann. Das kostet Energie.

Und Julia hält zu Hause die Stellung, mitten im 2. Corona-Winter und verflucht so manches Mal die Reisepläne – ohne die Vorbereitungen wäre vieles doch einfacher, 4 Schultern sind stärker als 2. Aber was uns trägt und „bei der Stange hält“ ist die Gewissheit, dass sich solch eine Chance nicht so oft im Leben bietet und wir sie deshalb unbedingt ergreifen müssen, auch wenn es bis dahin „Irgendwie durchhalten!“ bedeutet. Wir würden es sonst wohl bereuen.

Wir wurden so manches Mal gefragt: „Was dauert da eigentlich so lange, was arbeitet Paul denn am Boot?“ Nun, neben den normalen Winterarbeiten (Deck putzen und vom Laub befreien, Unterwasserschiff streichen, Rumpf säubern und polieren, …) kamen nun Verbesserungen/Optimierungen für die Reise hinzu, wie z.B. der Umbau eines Kleiderschrankes (von Stange zu Fächern mit Teakholz), der Einbau eines Regals in die Backskiste für die Schaffung von Ordnung (diese ist sehr groß, ohne gezielte Aufbewahrungsmöglichkeiten fliegt spätestens bei Krängung beim Segeln alles dort durcheinander – von der Grillkohle zum Klapprad), der Optimierung der Wassertanks an Bord (Wasser zum Abwaschen etc., nicht trinken), den Einbau eines Autopiloten (es war einer vorhanden, jedoch war dieser mit seiner Aufgabe regelmäßig überfordert – die Folge war ständiges Neukalibrieren und dennoch zu spätes Reagieren bei Fahrt unter Segeln oder Motor – und dazu war er auch bei jedem Steuern krächzend laut), der Einbau weiteren Stauraums im Küchenschrank, die Ausstattung an Bord mit verschließbaren Kisten (Lebensmitteln, Babykleidung, Kosmetik – also fast alles, geschützt vor Feuchtigkeit, gut stapelbar und direkt zu identifizieren da durchsichtig) sowie das Nähen und Einpassen eines Lee-Segels für das Bett in der Achterkajüte und einiges mehr.

Sobald wir an Bord sind, an diesem Donnerstag, verräumen wir noch vieles soeben Mitgebrachtes (und nein, leider findet vieles erst in den kommenden Tagen seinen Platz, da es doch sehr viel ist) und fahren dann los. Der Mast liegt noch, wir haben ihn seit Oktober, als es ins Winterlager ging, nicht mehr gestellt. Es gab einen Versuch, dabei fiel auf, dass mal wieder ein Teil einen Abgang ins Wasser gemacht hatte (was man aber leider in den Wintermonaten verdrängt hatte) und somit ein Stellen nicht möglich war. Besonders traurig sind wir darüber nicht, denn dies bedeutet einiges an Arbeit gespart, sicherlich für einmal Stellen und dann wieder Legen gesamt 5 oder 6 h Aufwand. Dafür ist seit dem Kranen am 09.04.2022 kein Segeln möglich und auch die geplante Erneuerung unserer Sprayhood (Erläuterung hier: https://www.segeln-lernen.de/segellexikon-sprayhood.html) fällt damit flach, die nun wirklich ihre beste Zeit lange hinter sich hat. Aber egal, dann muss sie nochmal durchhalten. Es geht zum Volltanken zur Marina Lanke, schnell noch ein Eis dort am Kiosk mitgenommen und gegenüber in der Bucht den Anker geworfen. Ca. 2 h Fahrt sind es an diesem ersten Reisetag – sehr gerne wollen wir nun das Tempo deutlich drosseln und selbst runterfahren. Dass dies einige Tage dauern wird und wir uns an Bord zu dritt erstmal einfuchsen müssen, ahnen wir bereits.

Die letzten Einkäufe

Ein Gedanke zu „Tag 1 – Abreise, letztes Einladen von Gepäck und los!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert