




An diesem Vormittag legen wir um 10.50 Uhr ab. Das Ablegemanöver ist am Ende ziemlich überstürzt. Es ist ziemlich windig, und gleich kommt das Postschiff, welches direkt hinter uns festmachen will. Daher beeilen wir uns um vorher loszukommen. Ich löse die Spring (mittlere Leine) und anschließend die vordere, nun kommt das Postschiff um die Ecke. Ich mache das Schiff vorne noch fest und wir fahren in die Heckleine, man sagt „wir dampfen in die Leine ein“. So kann man das Boot direkt aus vom Kai wegdrehen. Aufgrund der Welle, die in den Hafen kommt, und weiterer Segler, die in den Hafen einlaufen wollen, fahren wir in erst. einmal aus dem Hafen. Direkt nach der Hafeneinfahrt fällt der Backbord-Festmacher vom Bug ins Wasser. Die Leine hatte ich beim Ablegen auf das Vordeck geworfen. Normalerweise machen wir die Festmacher immer auf den Klampen noch einmal fest, um dies zu verhindern. Durch die hohen Wellen vor der Insel wurde der Festmacher ins Wasser gezogen. Es besteht die große Gefahr, dass die Leine in den Propeller gezogen wird. Bei ca. 1,2 m Wellen und dasnan einer engen Stelle der Hafeneinfahrt, wo rechts und links sehr flache Felsen im Wasser sind, ist das eine wirklich schlechte Ausgangssituation. Ich nehme sofort den Gang raus und renne auf das Vorschiff, während Julia das Steuer übernimmt. Ich ziehe die Leine zurück an Bord und Julia gibt wieder Gas. Das war echt knapp. Würde eine Leine in den Propeller gezogen, würde sich dieser nicht mehr bewegen, das geht sehr schnell. Wir wären manövrierunfähig und an dieser ungünstigen Stelle wohl innerhalb kürzester Zeit auf einen der besagten Felsen raufgedrückt worden, von den Konsequenzen wagen wir nicht mal zu sprechen.
Wir sind knapp 2 Stunden unterwegs, davon können wir die meiste Zeit segeln. Eigentlich wollten wir heute nach Svaneke, aufgrund der hohen Wellen ist jedoch unklar, ob der Hafen überhaupt angelaufen werden kann. Aufgrund der Welle und der ggf. unmöglichen Hafeneinfahrt drehen wir mit Lotte Richtung Gudhjem ab.
Als wir langsam Richtung Bornholm kommen, wird es immer heißer. Die Ostsee hielt die Temperatur noch im angenehmen Bereich. Im Hafen ist es jetzt aber einfach nur heiß!

Wir können nur noch in ein Päckchen gehen. Lotte macht noch an uns fest, sodass wir dann schon als 3er- Päckchen liegen. Das Hafenamt bestätigt, dass wir so liegen bleiben dürfen. Später macht das Paar auf der schwedischen Yacht, an der wir festgemacht haben, noch Musik- er spielt Gitarre, und beide singen. „If I ever leave this world alive“, wie schön! Julia applaudiert zum Schluss.
Als allerdings wenige Stunden später der Hafenmeister kommt, heißt es zu Lotte: Ihr müsst hier in 5 Minuten weg sein. Wir müssen auch 1,5 Meter zurück, damit das Postboot festmachen kann. Am Abend kommen noch zwei weitere Segler, die an Lotte festmachen. Wir halten den Hafen für total voll (wenn jemand aus der Ecke oben links raus möchte, müssen viele vorher einmal Platz machen).



Abends zieht ein Gewitter auf dem Meer vorbei.
